28 Januar 2006

in den Strassen

Es war zu hell, der Schnee reflektierte das ohnehin bereits starke Licht der Strassenlaternen, färbte das Schwarz der Nacht in ein dunkles rostrot. Ich wusste nicht mehr wie spät es war, wann ich losgelaufen war, hatte keine Ahnung wann ich ankommen würde. Darauf kam es nicht an, was hinter mir lag, war bereits vergessen, mein Blick zu tief, um nach vorne zu sehen.

Dendemann verbreitete seine genial verspielten Verse über relaxte Beats in meine Kopfhörer. Endlich hatte ich Zeit, musste nirgendwo sein, ausser irgendwann in meinem Bett. Meist hörte ich den Texten zu, manchmal dachte ich selbst nach, fasste Dendes Aussagen auf, schmückte sie aus, bildete Assoziationsketten, landete bei Themen, die ich nie erwartet hätte, an die ich noch nie gedacht hatte.

Die Zeit wurde immer mehr zu einem abstrakten Gebilde, das nur wegen all der Uhren um uns herum Bestand zu haben schien. Weil wir uns zu sehr mit der Zukunft, Terminen und Zielen befassen. Ich hätte niemals ankommen können, würde noch immer durch leere Strassen laufen, einsam aber zufrieden, nur gestört durch Taxis, die dann und wann meinen Weg kreuzten.

Ampeln waren mir egal, die meisten blinkten sowieso nur noch in Orange, immer gleich, da sie keine hintereinander aufgereihte, zum losfahren bereite Autos, Motorräder und Fahrräder zu dirigieren hatten. Die Menschen schliefen und machten der Nacht Platz.

Ich kam an Orten vorbei, die mich an Vergangenes erinnerten, diese Treppe hatte ich mit dem Skateboard bezwungen, an der Tramhaltestelle meinen ersten wirklichen Kuss und an diese Wand hatte ich nach einer Party gekotzt. Und je näher ich meinem Zuhause kam, desto mehr vermischten sich die Eindrücke, wurden zum Alltag, verloren an Faszination. Ich entdeckte keine Details mehr, tat alles mit einem Blick ab, begann mich auf mein Bett zu freuen, merkte, dass mir kalt war.