26 Januar 2006

Die Macht der Gewohnheit

Der Eine sass bereits am Tisch, als der Andere das Cafe betrat. Erst sah er ihn nicht, blickte sich suchend um, denn er wusste dass er eigentlich bereits irgendwo sitzen musste, denn er war nie zu spät. Schliesslich fand er ihn, an einem Kaffee nippend, ruhig, fast schon unterkühlt begrüssten sie sich. Eine lang einstudierte Routine, Händedruck, ein kurzes, na wie geht’s?

Dann dachten sie bereits an anderes, an ihre Arbeit, Steuererklärung, Freundinnen, Samstagabendprogramm, Filme oder was auch immer sie als wichtig einstuften. Halbherzig trieben sie Konversation, es gab genug Themen von denen sie wussten, dass sie beiden gefallen würden, schliesslich kannten sie sich bereits mehrere Jahre lang, wussten alles voneinander und konnten sich trotzdem nicht fassen, hatten keine Ahnung, was der andere dachte, worauf er Lust hatte. Stattdessen spulten sie ihr Standartprogramm durch, sprachen über Filme, ehemalige Lehrer und Klassenkameraden und vor allem Musik.

Mittlerweile hatten sie sich zwar in jeweils andere musikalische Richtungen zu entwickeln begonnen, trotzdem waren sie an der Meinung des anderen interessiert und kannten sich aus, liessen kluge Kommentare fallen, analysierten Liedertexte und Harmonien und fühlten sich trotzdem unwohl. Die Spontaneität, das Erlebnis fehlte. Früher waren sie noch einfach so in eine ihnen fremde Stadt gereist, hatten dort die Nacht verbracht, waren durch die Strassen gelaufen und hatten über das Leben philosophiert.

Jetzt waren ihre Treffen Routine, nicht unangenehm, aber auch nicht aufregend, immer öfters kam es vor, dass der eine keine Zeit hatte, den anderen auf ein anderes Mal vertröstete. Trotzdem liessen sie nicht voneinander, denn sie hatten sonst niemanden bereits derartig lange, dass sie aufeinander verzichten könnten.

Ich beobachtete sie, während ich mein Bier trank und beneidete sie irgendwie auch. Die beiden wussten, sie würden so schnell nicht alleine sein, wenn sich etwas ändern sollte. Mittlerweile würde keiner sich einfach so nicht mehr melden. Ich dachte daran, wie viele Menschen wir kennen, von denen wir genau wissen, sobald etwas anderes dazwischen kommen würde, dann wäre diese Bekanntschaft vorbei. Nicht so diese. Sie fühlten sich einander verpflichtet, das bedeutete etwas. Mehr als viel anderes.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

ich habe gesehen...
- freundschaft - für immer
- bekanntschaft - eine zeit lang aufeinander angewiesen sein
- alle welt kennen ohne wirklich jemanden an sich ran zu lassen

bitte ergänzen :-)

28/1/06 13:00  
Anonymous Anonym said...

pablo ist doof

aber die thematik ist ja eigentlich auch ne ganz andere...
tja, es gibt eben bei allem ne kehrseite der medallie...
und jeder muss für sich entscheiden welche kompromisse er eingehen will.

und ich habe mich dafür entschlossen die, eigentlich falschen, wörter 'immer' und 'ewig' zu benutzen weil ich nicht gerne viel schreibe und weil ich nicht dachte, dass jeman zu blöd ist um zu schnallen was damit gemeint ist :-P

28/1/06 16:39  

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