N la P
Um mein Vorderlicht zu montieren, hinten hatte ich keines, hielt ich mit dem Fahrrad am Strassenrand. Gute Musik aus meinen Kopfhörern schützte mich vor der grausamen Aussenwelt, bis die Polizei neben mir hielt.
He Sie!
Ich?
Lustlos schaltete ich den Walkman aus.
Ich habe Sie bereits drei Mal angesprochen, ohne dass sie mir geantwortet haben. Bitte fahren Sie ohne Musik, damit sie den Verkehr hören.
So wie Sie im Auto?
Bitte gehen Sie von der Strasse weg, sie behindern den Verkehr.
Bitte halten Sie nicht mitten auf der Strasse an, die Wagen hinter Ihnen müssen riskante Überholmanöver anstellen, um an Ihnen vorbei zu kommen.
Haben Sie eine Vignette? Kommen Sie mal näher.
Steigen sie doch aus, wenn ich noch mehr auf die Strasse gehe, behindere ich den Verkehr.
Werden Sie nicht frech, Sie wissen mit wem Sie reden?
Nein, Sie haben mir Ihren Namen noch nicht genannt und dass sie Polizist sind beeindruckt mich nur mässig.
Ich könnte Ihnen eine Busse ausstellen, wenn ich möchte.
Schön für Sie, ich hingegen könnte Ihnen einfach so davon fahren, wenn ich wollte. Aber aus Respekt gegenüber einem Menschen, der mir offensichtlich etwas mitteilen will, bin ich noch da.
Halten Sie sich für komisch?
Nein, ich antworte Ihnen nur genau so, wie Sie mir.
Sie sind ganz schön dreist.
Wenn ich Sie angehalten hätte, weil mir ihr Fahrstil nicht passt, würden Sie mich ernst nehmen, sich bei mir entschuldigen und auf ewig geläutert anders fahren?
Sie verwechseln Kompetenzen.
Also nur weil sie staatlich anerkannter Ordnungshüter sind, haben Sie das Recht mir Befehle zu erteilen?
Ja.
Bin ich persönlich zu Ihnen gegangen und habe Ihnen erlaubt über mich bestimmen zu dürfen?
Nein, aber...
Sind Sie ein besserer Mensch als ich?
Sie halten sich wohl für besonders klug?
Sie halten sich für etwas Besseres als ich es bin, nur so ist zu erklären, dass Sie auf die Idee kommen mir etwas vorschreiben zu dürfen.
Wir leben in einer Demokratie, haben Gesetze und wir führen nur aus.
Ach, es gibt Gesetze über am Strassenrand stehen und Lichter montieren?
...
Und auch noch gleich eines, dass ich in diesem Moment hören können muss, wenn mich jemand anspricht.
Wie gesagt, ich kann Ihnen auch eine Busse schreiben.
Wofür? Daraufhin könnte ich Ihnen auch gleich eine reinhauen und trotzdem gäben Sie mir wieder eine Busse und hätten nichts daraus gelernt. Das Spielchen ginge ewig weiter, bis ich kein Geld mehr hätte. Damit ist der Gesellschaft geholfen, dann sitzen nämlich irgendwann alle im Knast und keiner zahlt.
Genau solche Menschen wie Sie machen unsere Gesellschaft kaputt.
Trotzdem sind wir real und sie können unsere Bedürfnisse nicht ignorieren.
Sie haben genau die Freiheiten, die Ihnen zustehen, so wie sie allen anderen zustehen.
Ich versuche mit Ihnen klar zu kommen und suche das Gespräch und alles was Ihnen einfällt ist zu befehlen, so wird sich bestimmt viel ändern in der Zukunft, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne losfahren, ich werde erwartet.
Widerwillig schloss der Polizist das Fenster, brummelte irgendwas und fuhr los. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass ich weder Vignette noch Hinterlicht hatte. Selber Schuld.
7 Comments:
Oh ja, ich auch! Stattdessen rege ich mich immer zu fest auf...
stimmt auch wieder...
Hehe jeps genau richtig. nach "sie behindern..."
überspielfunktion wärs beste!
Demokratie? Rechte? HOLT MICH HIER RAUS!
die kommentare sind genau so interessant wie die Geschichte. Das mit den Tasten die das Leben bräuchte hört sich auf dem ersten Ohr ganz gut an, andererseits hätte man dann über jede Kommunikation die volle kontrolle, Spontanität: dahin, ausversehen gesage Gefühle: dahin, Wutausbrüche: dahin.... nein, eigentlich fände ich das schade. Mann sollte sich einfach jeden Polizisten schnappen und wieder und wieder üben. Ist wohl nicht gedacht, dass man hier so viel 'redet'?
Warum
nicht, ist doch schön, wenn sich eine Art von Dialog entwickelt.
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